„Unser Tipp: Der erste Bildband von Carsten Schmidt
Donauwelten
Fotoimpressionen aus 10 Ländern
Vulkane, Wüsten, Berglandschaften… je spektakulärer das geografische Ereignis, desto einzigartiger die Bilder, so könnte man meinen. Es sind jedoch nicht die feuerspeienden Berge, denen Carsten Schmidt seinen ersten umfassenden Bildband gewidmet hat. Auch nicht die Ozeane oder die Regenwälder oder andere „exotische“ Regionen. Nein, es ist die Donau, der Schmidt in dem etwa 90 Seiten umfassenden Buch ein Portrait schenkt: Eine fotografische Reihe über den zweitlängsten Fluss Europas zu erarbeiten, ist eine Aufgabe für sich. Carsten Schmidt hat sich Zeit genommen und folgte zwischen 2008 und 2010 von seinem Wohnsitz in Ulm Stück für Stück dem Strom durch alle zehn Länder, die der Lauf des Wassers verbindet: Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, bis nach Rumänien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine. Ergebnis ist ein Bildband, der sowohl die Vielfalt der europäischen Kulturen zeigt, als auch die atemberaubende Schönheit der Flusslandschaften mit ihren abstrakten, natürlichen, klaren und verschlungenen Strukturen. „Die Natur präsentiert der Fotograf lenkt den Blick sehen muss der Leser selbst“ schreibt Schmidt in der Einleitung des Buches. Dass es eindeutig der Blick eines kenntnisreichen Geografen ist, der in diesem Buch den Betrachter sehen macht, mag vor Schmidts wissenschaftlichen Hintergrund nicht verwundern. Der Bildband wird getragen von Schmidts Verständnis für geologische und biologische Zusammenhänge als auch durch seine Begeisterung für die Schönheit der Natur. Dabei gelingt es ihm, die Formen und Farben so gekonnt ins Bild zu setzen, dass aus dem natürlichen Kunstwerk Donau das fotografische Kunstwerk Donau wird. Neben prächtigen Aufnahmen türkis-bis dunkelblauer Farbspiele im Donaudelta Rumäniens, den bizarren Mustern der sandigen Uferböschungen in Ungarn und den massig aufragenden Felsmassiven in Bulgarien hat auch das menschliche und kulturelle Leben um die Donau seinen Platz im Reigen der schönen Bilder. Man sieht ukrainische Bauern auf den Feldern bei der Zwiebelernte, schaut in Ungarn auf einen Hafen mit ausgedienten Kähnen, die als Flächen für Minigärten genutzt werden, und kann sich durch eine Vielzahl kleiner Details in das Bild, den Ort, die Stimmung und den Moment hineinziehen lassen.
Die Seiten des Bildbandes sind strukturiert in eine Blatt füllende Aufnahme auf der linken und einen thematisch zugeordneten Text auf der rechten Seite. Dieser ergänzt die Aufnahmen durch naturwissenschaftliche Informationen, kleine Anekdoten oder philosophische Betrachtungen. Zwar liegt dem Autoren das Visuelle mehr als das Verbale, dennoch schafft er es, mit gewitzten Andeutungen die Aufmerksamkeit auf kleine Details zu lenken, um so den Betrachter aus der Vogelperspektive in den Mikrokosmos des irdischen Treibens hineinzuziehen. Zum Beispiel gibt es in der Reflexion auf der Sonnenbrille einer jungen Frau mehr zu sehen, als es auf dem ersten Blick erscheinen mag. Und macht einer der beiden Angler, die am rumänischen Ufer der Donau ihr Glück versuchen, nicht ein Zeichen mit seinem Köcher zum hoch in der Luft über ihn hinweggleitenden Fotografen?
Der Bildband „Donauwelten" ist ein grafisch ansprechend gestaltetes, mit vielen kleinen Gimmicks versehenes Buch, das Lust macht auf das Schauen, das Entdecken und das Staunen - und das sicherlich jedem Freude machen wird, die Schönheit der Landschaften nicht nur unter sich vorbeirauschen zu sehen.“
UFO report Das Flugbegleiter Magazin 4/2011